Nichts als die Wahrheit: Bekenntnisse eines Radsport-Insiders (German Edition) by Ierland John van & Pevenage Rudy

Nichts als die Wahrheit: Bekenntnisse eines Radsport-Insiders (German Edition) by Ierland John van & Pevenage Rudy

Autor:Ierland, John van & Pevenage, Rudy [Ierland, John van]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Delius Klasing Verlag
veröffentlicht: 2020-06-03T16:00:00+00:00


FINALE IN VIANE

1987 & 1988

In Raas’ Mannschaft gab es sicherlich Platz für Gölz, aber welche Rolle konnte Rudy Pevenage dort spielen? Es gab eine eindeutige Abmachung: In den ersten drei Monaten der Saison hatte er die Chance zu beweisen, was noch in ihm steckte. Als Ziel war ausgeschrieben, im Finale eines Klassikers dabei zu sein. Wenn ihm das nicht gelang, blieb für ihn nur als Domestike Platz, entweder für Rolf Gölz oder vielleicht für Jacques Hanegraaf, der ebenfalls dort fuhr.

»Es war eine dufte Truppe, die Raas da versammelt hatte: Frans Maassen, Jelle Nijdam, Jean-Paul van Poppel, Nico Verhoeven und Jacques Hanegraaf. Während eines Wintertrainingslagers stieß ich erstmals zum vollständig versammelten Team, gleichzeitig das erste Wiedersehen mit Jacques. Wir gaben uns gegenseitig die Hand und sprachen in einem normalen, recht sachlichen Tonfall miteinander, doch Raas war das nicht genug. Er wusste, was zwischen uns vorgefallen war, und reagierte sofort. Während des Trainingslagers mussten wir uns ein Zimmer teilen.

›Holt euch eine Flasche Wein und kommt als Freunde wieder raus.‹ Jan zog die Tür zu, und da waren wir. Nach ein paar Gläsern – es war ja nur ein Trainingslager, keine Rundfahrt – fanden wir tatsächlich die richtigen Worte, wir sprachen über den Vorfall und die Frustration, die zurückblieb. Daraus entwuchs ein gegenseitiger Respekt, und seitdem sind Jacques und ich Freunde.

Bei Raas lief es sofort nach meinem Geschmack ab, ich sah nicht, dass in dieser Mannschaft etwas schiefgehen könnte. Die Rollen waren klar verteilt, der Vertrag war sehr gut und lief über zwei Jahre. Mit meiner Erfahrung musste ich vor allem den jungen belgischen Löwen Ronny Vlassaks, Luc Roosen, den beiden Van Hooydoncks und Nico Emonds etwas beistehen.

Ich bin ihnen sicher nicht zur Last gefallen. Sechs Saisons bei IJsboerke und Capri-Sonne, gefolgt von vier Jahren Del Tongo. Wer vier Jahre Italien überlebt, ist ein harter Kerl. Ich weiß, sportlich gesehen waren die Jahre eher vertan. Drei Siege in vier Saisons, also kaum neues Material für meine Pokalwand. Es schien, als wäre ich kein Radrennfahrer mehr. Mit dem Weggang nach Italien waren auch meine sportlichen Ambitionen verflogen. Zu oft hatte ich auf den letzten Metern eines Klassikers den Kürzeren gezogen. Und wenn plötzlich Italien mit der Aussicht auf ein kleines Vermögen lockt, dann schnappt man zu. Die Agenda war nicht sehr anspruchsvoll: Ich war oft zu Hause und musste nie wochenlang in Trainingslagern oder irgendwo in der Abgeschiedenheit zubringen. Ich habe das Beste aus meiner Karriere gemacht. Die Tour von 1980: Gelbes Trikot für einige Tage, Grünes Trikot bis nach Paris verteidigt plus ein Etappensieg. Um ehrlich zu sein, habe ich meine gesamte aktive Radsportkarriere von diesen neun Tagen im Maillot Jaune gezehrt. Das Gelbe Trikot und meine Haarpracht waren mein Markenzeichen, und ich bedauere wirklich, dass ich die Tour nur vier Mal gefahren bin. Doch als ich nach Italien ging, war die Tour für mich gestorben.

Die letzten beiden Jahre hatte ich bereits abgebaut, die Motivation ließ mehr und mehr nach.

Während des Grand Prix Midi Libre 1987 konnte ich meinen Sportlichen Leiter nicht davon



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